«Ich bin einem Betrüger aufgesessen»
12.12.2025 NiederwilDie Baustelle der Recycling Energie AG im Grindel ist ins Stocken geraten. Der Gärsilo-Produzent ist pleite
An den halbfertigen Betongärsilos geht seit Monaten nichts mehr. Der unfreiwillige Baustopp ist der Insolvenz des Produzenten der Silos geschuldet. Nun fand Werner Humbel, ...
Die Baustelle der Recycling Energie AG im Grindel ist ins Stocken geraten. Der Gärsilo-Produzent ist pleite
An den halbfertigen Betongärsilos geht seit Monaten nichts mehr. Der unfreiwillige Baustopp ist der Insolvenz des Produzenten der Silos geschuldet. Nun fand Werner Humbel, Inhaber der Recycling Energie AG, eine Lösung, um das Projekt doch weiter zu bringen.
Geplant war ursprünglich, das Bauprojekt mit den Gärtanks und der Parkgarage für die Lkws im Grindel früher zu beenden. Nun wird die Inbetriebnahme der Anlage voraussichtlich im November 2026 erfolgen. «Sechs Monate Verzögerung des Bauprojekts sind wegen der Insolvenz des Gärtankproduzenten entstanden», sagt Werner Humbel. Das sei mühsam, weil dadurch auch die anderen Bauprojekte mit dem dahinter liegenden Logistikpark ins Stocken gerieten. Am 14. April sah alles noch gut aus, der Aushub war fertig und die Fundamente für die Silos bereit. Die auf Betonsilos spezialisierte Firma aus Deutschland legte mit den Betonarbeiten für die vier Gärsilos los. «Es kam immer wieder zu Verzögerungen während den Arbeiten», erzählt Humbel. So seien zu wenig Bauarbeitende vor Ort oder benötigtes Material nicht da gewesen. Auf Nachfrage wäre meist die Antwort vom Lieferanten gekommen, dass Ware beim Zoll hängengeblieben sei. «Leider war aber die Insolvenz des Produzenten daran schuld, dass es zu Verzögerungen kam», sagt er.
Fertigbau der Silos ab Januar
Ein grosser Pneukran hob vor kurzem die für die Betonarbeiten benötigten Verschalungen an den vier Gärtanksilos ab. Die Recycling Energie AG hatte Glück im Unglück. Immerhin baute die insolvente Firma die 23 breite und 16 Meter hohe Tanks bis auf die Deckel fertig. Bis Ende Januar 2026 hätten aber noch alle überdacht werden sollen. Doch genau das war die Krux. «Der Hersteller erklärte, dass nicht weitergebaut werden könne, weil ein Verfahren gegen ihn laufe. So sei eine Decke eines Betonsilos bei einem Neubau in Dänemark wegen unsachgemässer Bauweise eingestürzt. Bei dem Unglück seien auch drei Tote und sechs Verletzte zu beklagen gewesen. «Für die Bedachung werden wir der neuen Firma 2 Millionen Franken bezahlen müssen», so Humbel weiter. «Zum Glück haben wir noch nicht den Restbetrag für die nicht ausgeführte Bedachung an den in Konkurs gegangenen Lieferanten überwiesen.» Zweimal bezahlt werden müsse hingegen die Auskleidung der Silos. «Der Lieferant hat den Auftrag wegen der Insolvenz nicht aufgegeben», sagt Humbel weiter. «Wir mussten dies nun selbst nochmals bestellen, da wir dies bereits bezahlt haben», sagte er. Andere Kosten würde zudem die Bauverzögerung verursachen. So habe die Recycling Energie AG bereits fix damit gerechnet, dass ab September 2025 die Gärsilos genutzt werden können. «Da dies nicht der Fall ist, werden wir die Gärgülle in verschiedenen kleinen Winterlagern von Bauern aus der Region einlagern müssen, was zusätzliche Kosten mit sich bringt. Wir sind hinters Licht geführt worden und einem Betrüger aufgesessen», sagt Werner Humbel. «Der Lieferant wusste schon bei Vertragsabschluss, dass er nicht liefern kann.» Er habe der Firma vertraut, da diese durch eine andere Firma empfohlen worden sei, mit der die Recycling Energie AG seit Jahren beim Bau von Biogasanlagen zusammenarbeite.
Es geht weiter vorwärts
Die ersten zwei Winterlager-Silos werden nun vom neuen Lieferanten bis im März 2026 fertiggestellt. Eine neue Technik wird dafür verwendet. Ursprünglich sollte eine ein Meter dicke Stütze und eine Art Gerüstschirm beim Guss der Decke verwendet werden. Neu werden verschiedene Stützen um die Mittelstütze gebaut.
Das hinter den Silos geplante Logistikzentrum mit einer Einstellhalle für 22 Lkws und einem Aufenthaltsraum für Mitarbeitende erhielt ebenfalls eine Verzögerung. «Mit dem Bau des Logistikzentrums werden wir beginnen, sobald die Gärsilos fertiggestellt sind. Zurzeit werde der dafür vorgesehene Platz für Baugeräte benötigt. Kurz vor der Zielgeraden ist hingegen die 1,4 km lange Zuleitung vom Standort in Nesselnbach zu den Gärsilos in Niederwil. Von dort wird nach der Fertigstellung der Silos unterirdisch Gärsubstrat in die vier Silos gepumpt. Die komplette neue Anlage wird nach der Fertigstellung autark betrieben. Für die Beheizung wird die Abwärme der wassergekühlten Kompressoren, die zur Herstellung von Biogas gebraucht werden, genutzt. Am zuvorderst platzierten Silo werden halbseitig Solar-Panels angebracht. Sie liefern künftig Strom.
Debora Gattlen

