Im Wald warten grosse Fässer darauf, mit Berufkraut, Goldrute oder Springkraut gefüllt zu werden
Entdeckt hat Marcel Humbel ähnliche Deponien bei einer Velotour in einem Luzerner Wald. Die Idee gefiel ihm. Nun stehen auch im Birmenstorfer Wald grosse schwarze ...
Im Wald warten grosse Fässer darauf, mit Berufkraut, Goldrute oder Springkraut gefüllt zu werden
Entdeckt hat Marcel Humbel ähnliche Deponien bei einer Velotour in einem Luzerner Wald. Die Idee gefiel ihm. Nun stehen auch im Birmenstorfer Wald grosse schwarze Fässer.
Das Einjährige Berufkraut ist am Blühen. Hübsch sieht es aus mit seinem feinen, weissen Blütenkranz rund um eine gelbe Mitte. Gern gesehen ist es nicht. Weder in Wiesen, noch im Birmenstorfer Wald. Im Gegenteil. Marcel Humbel, Präsident der Forstkommission der Birmenstorfer Ortsbürgergemeinde, sagt: «Es ist höchste Zeit, das Einjährige Berufkraut auszureissen und zu entsorgen.» Bevor sich dieser Neophyt versamen und einheimische Pflanzen im Wald zu verdrängen droht.
Mitte Mai platzierte die Forstkommission der Ortsbürger deshalb grosse Fässer an sechs Standorten im Wald. Die schwarzen Kübel stehen neben sogenannten Neophytennestern, an Orten, wo sich Einjähriges Berufkraut, Kanadische Goldrute, Drüsiges Springkraut oder auch Sommerflieder besonders breit machen. Humbel erklärt: «Neophyten können sich immer dort ausbreiten, wo aufgrund von Holzschlägen, auf Lichtungen oder entlang von Waldwegen viel Licht auf den Boden gelangt. Zum Beispiel wenn Käferholz geschlagen werden muss und so Lichtungen entstehen.» Erst die Aufforstung und ein neues Blätterdach, das wieder weniger Licht durchlässt, lassen Neophyten im Wald auch wieder verschwinden.
Eine Idee aus dem Kanton Luzern
Abwarten war allerdings keine Option. Die Ortsbürgerinnen und Ortsbürger, denen der Wald gehört, mussten handeln. Weil der Aufwand gross ist und kostspielig werden kann, sobald sich ein Forstbetrieb darum kümmern muss, waren Ideen gefragt. Die Forstkommission hat die Entsorgung im Fass allerdings nicht erfunden. Solche Deponien mit Informationstafeln seien ihm im Kanton Luzern beim Velofahren aufgefallen, erzählt Marcel Humbel. Die Idee habe ihm gefallen, «nachahmenswert!» Er ergänzt lachend, er hoffe, dass Luzern kein Copyright von ihm verlange.
Neben den Fässern steht auf Informationstafeln «Ihre Mithilfe zählt». Abgebildet sind Fotos von Berufkraut, Goldrute und Springkraut. Vor allem aber schreibt die Forstkommission: «Sie können mithelfen, die Ausbreitung einzudämmen. Wenn Sie beim Waldbesuch auf oben abgebildete Pflanzen treffen, können Sie diese ausreissen und in die bereit gestellten Fässer entsorgen.» Die Bitte richtet sich an alle Waldbesuchenden, an Wanderinnen und Spaziergänger, jung oder alt.
«Ich bin sehr positiv überrascht»
Eines dieser Fässer wurde im Waldteil Oberhard entlang des Baldeggwegs aufgestellt und bereits geleert. Humbel sagt: «Ich bin sehr positiv überrascht.» Bei seinem letzten Spaziergang habe er festgestellt, dass der Eimer gefüllt war mit ausgerissenen Neophyten. Schon letztes Jahr hätten aufmerksame Spaziergängerinnen und Wanderer Neophyten im Wald ausgerissen, sie hätten sie zur Entsorgung dann aber auf dem Weg liegengelassen. Damit verbunden das Risiko, dass die Samen weiterhin in alle Richtungen fliegen. Vor zwei Jahren hatte die Landschafts- und Umweltkommission Birmenstorf einen Aktionstag organisiert, an welchem die Bevölkerung aufgerufen wurde, Neophyten im Gemeindegebiet zu sammeln.
Sollte sich zeigen, dass die Fass-Entsorgung erfolgversprechend ist, wären weitere Fässer denkbar, meint der Präsident der Forstkommission.
Heidi Hess
Die Standorte der Deponiebehälter finden sich unter dem Stichwort «Neophyten-Bekämpfung» auf der Gemeinde-Website von Birmenstorf.