Gegen das Siegerprojekt «Neubau Gemeindehaus» wurde das Referendum ergriffen
Niederwiler Vereine sammeln Unterschriften gegen das geplante Gemeindehaus. Sie wollen den Kultursaal nicht im Dach, sondern im Erdgeschoss. Am 28. September kommt es zur Referendumsabstimmung.
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Gegen das Siegerprojekt «Neubau Gemeindehaus» wurde das Referendum ergriffen
Niederwiler Vereine sammeln Unterschriften gegen das geplante Gemeindehaus. Sie wollen den Kultursaal nicht im Dach, sondern im Erdgeschoss. Am 28. September kommt es zur Referendumsabstimmung.
Für Gesprächsstoff sorgte ein Zusatzantrag zum Neubau Gemeindehaus bereits Ende Juni an der Gemeindeversammlung in Niederwil. Zahlreiche lokale Vereine hatten sich zusammengetan und einen Antrag zum Siegerprojekt Neubau Gemeindehaus mit Kultursaal eingereicht. Sie wollten vor allem, dass der Kultursaal, der sich beim Siegerprojekt der Brugger Stoos Architekten im Dachgeschoss befindet, ins Erdgeschoss verlegt wird. So wie es in einem ersten Projekt desselben Architekturbüros angedacht war.
Den Änderungsantrag hatten Markus Humbel sowie Irma und Helen Meier an der letzten Sommer-Gmeind im Juni präsentiert. Ohne Erfolg. Der Zusatzantrag wurde von der Gemeindeversammlung abgelehnt: 114 Neingegenüber 38 Ja-Stimmen bei 22 Enthaltungen. Angenommen wurde stattdessen der Projektierungskredit von 600 000 Franken für das Siegerprojekt (Kultursaal im Dach) sowie ein Zusatzkredit über 50 000 Franken für die Projektierung einer Tiefgarage.
Referendum kommt zustande
Mit diesem Ergebnis wollten sich die antragstellenden Niederwiler und Nesselnbacher Vereine allerdings nicht zufrieden geben. Aus ihrer Sicht handelt es sich beim Siegerprojekt der Stoos Architekten zwar um «ein sehr schönes, aber keineswegs zweckmässiges Projekt». Zum einen aus logistischen Gründen – der Transport von Speisen und Getränken, auch grossen Kulissen in das Dachgeschoss ist mühselig. Andererseits wollen die zahlreichen Dorfvereine, die nach eigener Aussage «viel zum Dorfleben beitragen», einen «offenen» Kultursaal. Bei Anlässen und Festen wollen sie auch den Aussenraum im Erdgeschoss leicht zugänglich nutzen können.
Aus Vertreterinnen und Vertretern der Vereine bildete sich eine Gruppe, die das Referendum ergriff. 394 Unterschriften sind laut Mitteilung der Gemeinde nötig, 480 gültige Unterschriften konnte die Gruppe einreichen. Laut Mitteilung der Gemeinde kommt es nun am Sonntag, 28. September, zur Referendumsabstimmung – gleichzeitig mit den Gesamterneuerungswahlen. Die Stimmbevölkerung wird entscheiden, ob zusätzlich eine zweite Projektvariante mit Kultursaal im Erdgeschoss und Bibliothek unter dem Dach ausgearbeitet wird Der Referendumsgruppe ist es innert kürzester Zeit gelungen, die nötigen Unterschriften zu sammeln. Der Gruppe gehören Vertreterinnen und Vertreter von acht Niederwiler und Nesselnbacher Vereinen an, unter ihnen der STV Niederwil, die Theaterfreunde, die Theatergruppe, das Seniorenteam, der Vorstand des Gewerbevereins Reusstal, die Jubla, der FTV Niederwil, sowie der Seniorenrat Niederwil und Fischbach-Göslikon.
Kultursaal im Erdgeschoss
Durch das Zustandekommen des Referendums wird nun an der Urne über den Zusatzantrag «Ausarbeitung einer Projektvariante, basierend auf dem ersten Projekt» abgestimmt. Bei diesem Vorprojekt werden die Geschosse folgendermassen angeordnet: Kultursaal im Erdgeschoss, Gemeindeverwaltung in der Mitte, im Dachgeschoss wird die Bibliothek untergebracht, sowie ein zusätzlicher, akustischer Proberaum. Erwähnt wird auch, dass das Volumen und die Kosten dieses ersten Projekts reduziert werden müssen.
Bereits an der Gemeindeversammlung hatte das Architekturbüro erklärt, dass eine weitere Bearbeitung des Vorprojektes mit Planungskosten von 150 000 Franken verbunden sei.
An der Gemeindeversammlung hatte eine Mehrheit den Zusatzantrag abgelehnt, weil ihnen der Kultursaal unter dem Dachgewölbe sehr gut gefiel, sie fanden die zusätzlichen Planungskosten zu hoch und meinten ausserdem, die Vereine hätten genügend Zeit gehabt, sich einzubringen.
Vereine mit Vorprojekt zufrieden
Die Referendumsgruppe entgegnet, dass sich die Mitwirkung der Vereine auf eine frühe Phase beschränkte. Bis Stufe Vorprojekt konnten sie mitreden – mit diesem ersten Projekt (Kultursaal im Erdgeschoss), waren alle Vereine zufrieden. Danach hätten die Vereine nur noch wenige Informationen erhalten. Sie seien davon ausgegangen, dass das Projekt wenig Veränderungen gegenüber dem Vorprojekt erfahre – dass «es gut kommt».
Dass der Kultursaal ins Dachgeschoss verlegt wird, erfuhren die Vereine erst bei der Präsentation des Siegerprojektes, anlässlich der Info-Veranstaltung vom 15. Mai. Mit einer Ablehnung des Antrages an der Sommer-Gmeind hatten sie gerechnet. Vor allem wegen der hohen Planungskosten (150 000 Franken) für die Projektvariante.
Auf Nachfrage erklärt Gemeindeammann Norbert Ender, dass der Gemeinderat hinter dem Siegerprojekt stehe – mit Kultursaal im Dachgeschoss. Das zustandegekommene Referendum sei Teil der Demokratie. «Dafür gibt es diese Möglichkeit.»
Heidi Hess