Der Reusspark überraschte beim diesjährigen Eröffnungsanlass mit einem äusserst mutigen Jahresmotto
Die nächsten beiden Jahre stehen im Reusspark unter dem Motto «heiwärts». Die Themen Tod und Sterben sowie die Endlichkeit des Lebens sollen damit ...
Der Reusspark überraschte beim diesjährigen Eröffnungsanlass mit einem äusserst mutigen Jahresmotto
Die nächsten beiden Jahre stehen im Reusspark unter dem Motto «heiwärts». Die Themen Tod und Sterben sowie die Endlichkeit des Lebens sollen damit bewusst enttabuisiert werden. Schon die Eröffnungsveranstaltung wagte einen Spagat.
Dunkelheit empfing die Besucherinnen und Besucher zunächst im Saal. Nur die LED-Teelichter, welche die rund 200 Anwesenden beim Eintritt zusammen mit einem Kissen in Empfang nahmen, sorgten für spärliche Beleuchtung. Der Grossteil der Zuschauer drängte sich auf dem Boden vor der Bühne, während Ennio Morricones Titelmusik aus dem Italo-Western «Spiel mir das Lied vom Tod» erklang. «Ein Leben nach der Geburt, wie soll das gehen?», wisperten danach Stimmen vom Band vielsagend.
Der Ton für das Jahresmotto war gesetzt, schon bevor Reusspark-Direktor Urs Bosisio, in einem Lehnstuhl neben der Bühne sitzend, das Jahresmotto offiziell verkündete. Es werde ein berührendes und mutiges Motto, leitete er ein. Weil es überdies ein schwieriges Thema sei, werde dieses über zwei Jahre fortgeführt. «Heiwärts» heisst das neue Motto für die Jahre 2025 und 2026. Dies sei zwar ein simples Wort, jedoch mit einer tiefen «Bewegung» verbunden, so Bosisio. «Mit ‹heiwärts› möchte der Reusspark das Bewusstsein und den offenen Dialog über die Endlichkeit des Lebens schärfen», erläuterte er. Man wolle das Thema aus seiner Tabuzone holen. «Auch wenn man als Pflegeheim ständig mit dem Thema konfrontiert ist, so ist es doch etwas anderes, wenn man es für sich selbst verinnerlicht», sagte der Reusspark-Direktor.
Das Jahresmotto schlägt sich auch immer wieder in den kommenden Veranstaltungen und Fachvorträgen des Reusspark nieder. So vermittelt Trauerbegleiterin Ria Eugster am 30. Januar, was sich in der Verarbeitung von schweren Verlusten bewährt und wie man trauernden Menschen begegnen kann. Am 16. April zeigt Demenzberater und Humortherapeut Markus Proske dann die Möglichkeiten und Grenzen von Humor auf. «Humor in der Hospizarbeit – darf das sein?», fragte Bosisio stellvertretend das Publikum und gab die Antwort selbst: «Es muss». Aus ihrem Berufsalltag berichtet im Juni auch Karin Koch vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen. Auf unterhaltsame Weise greift die Krimilesung des Schriftstellers Marcel Huwyler das Thema hingegen auf.
Kontrastprogramm am Abend
Im Spannungsfeld zwischen Besinnlichkeit und Lachen bewegte sich auch das weitere Programm des Abends. Im Dokfilm «Heiwärts», den die Kommunikationsverantwortliche Caroline Schneider passend zum Motto produzierte hatte, berichteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eindrücklich von ihren Erlebnissen mit dem Sterben naher Angehöriger und ihrem ganz persönlichen Verhältnis zum Tod und der Vergänglichkeit. Danach ging es nahtlos zum lockeren Teil über». Mitglieder des «Theater Improphil» aus Luzern verarbeiteten das Thema interaktiv mit dem Publikum. «Was wollt ihr noch erleben?», lautete eine Frage. Die Antworten reichten von «Weltreise» bis hin zu «Jägermeister». Steilvorlagen für die Improvisationskünstler die daraus skurrile Sketche zauberten, die im Saal für Erheiterung sorgten. Den Beweis, dass man das Thema Tod von vielen Seiten betrachten kann, haben die Veranstalter schon jetzt erbracht.
Michael Lux