Gemeinde verweist auf Fütterungsverbot von Wildtieren. Grund sind aktuelle Beobachtungen im Dorf
Das Füttern von Krähen, Füchsen oder anderen Wildtieren hat Einfluss auf deren Population und beeinflusst ihr Verhalten. Mit teils fatalen Auswirkungen.
Dass die ...
Gemeinde verweist auf Fütterungsverbot von Wildtieren. Grund sind aktuelle Beobachtungen im Dorf
Das Füttern von Krähen, Füchsen oder anderen Wildtieren hat Einfluss auf deren Population und beeinflusst ihr Verhalten. Mit teils fatalen Auswirkungen.
Dass die Gemeinde Fislisbach derzeit wieder an das seit 2023 geltende Fütterungsverbot von Wildtieren erinnert, hat einen Grund. Man habe vermehrt Verstösse festgestellt, berichtet Richard Schraner, Präsident der Jagdgesellschaft Fislisbach-Mellingen und stellvertretender Jagdaufseher für Fislisbach. «Die Leute machen sich einen Spass daraus, die Krähen zu füttern», sagt er. In jüngster Vergangenheit hätten er und seine Kollegen dies häufiger im Dorf beobachtet. Doch das ist nicht nur verboten, sondern hat auch negative Folgen für die Tiere: «Wir nehmen den Krähen das normale Verhalten der Lebensmittelsuche weg», so Schraner. Gleichzeitig wachse die ohnehin steigende Population durch das zusätzliche Futterangebot weiter: «Die Jagdgesellschaft bejagt die Krähen das ganze Jahr über», so der Jagdaufseher. Der hohe Bestand führe zu Konkurrenz und Aggressivität unter den Vögeln. Gleichzeitig fördere es die Verbreitung von Krankheiten. Darüber hinaus haben die Landwirte die Folgen zu tragen. Die zahlreichen Vögel verursachten nicht nur zusätzlichen Dreck, wenn sie sich auf den Silos versammelten. Sie würden ausserdem Samen und junge Keimlinge von den Feldern fressen.
Buchstäblich für die Füchse
Auch bei Wildschweinen und anderen Wildtieren führt das Füttern zu übermässiger Vermehrung. Das gilt ebenfalls für Füchse, die so schneller geschlechtsreif werden. Hier ist die Problematik ganz aktuell: «Jetzt kommt die Zeit, wo die Füchse sehr aktiv werden. Im Frühling bekommen sie ihre Jungen», so Schraner. Daher gehen die Elterntiere verstärkt auf Futtersuche und wagen sich näher an den Menschen: «Der Fuchs ist ein ‹Kulturfolger› », weiss der Experte. Müll oder Lebensmittelreste ziehen ihn magisch an. «Wichtig ist, den Abfall erst am Tag der Abholung rauszustellen», so Schraner. Auch die Futterteller für Katzen und andere Haustiere sollten nicht die ganze Zeit draussen stehen. Das Problem hat sich laut Schraner in den vergangenen Jahren verstärkt: «Das Einkaufsverhalten der Leute hat sich verändert», glaubt er. Dadurch falle mehr Abfall von Lebensmittelverpackungen an. Gleichzeitig seien die Menschen mehr unterwegs und stellten den Abfall häufig schon früher an die Strasse.
Keine Scheu vor dem Menschen
Während die älteren Tiere sich noch von einfachen Massnahmen, wie beispielsweise einem Knäuel Menschenhaar in einem Damenstrumpf am Gartenzaun abhalten lassen, kennen die Jungfüchse noch keine Scheu vor dem Menschen. Im Gegenteil, vieles was der Mensch draussen vor dem Haus hinterlässt, ist für sie besonders spannend – zum Beispiel Schuhe: «Das ist ein ideales Spielzeug, es ist farbig, es riecht und es tut nicht weh», so Schraner. Daher hätten es die Kleinen besonders auf weiche Turnschuhe abgesehen. So wie vor zwei Jahren, als es rund um Dorrenstrasse, Hiltibergstrasse und Clarastrasse zu mysteriösen Schuhdiebstählen kam («Reussbote», 31. Mai 2023). Schuhwerk sollte daher besonders im Frühling nicht vor der Tür bleiben – und falls doch, nur an erhöhten Plätzen. Selbst wenn die kleine Füchse noch so herzig sind, gilt es zu vermeiden, sie an den Menschen zu gewöhnen. «Das ist ein Wildtier, es hat seinen Lebensraum nicht im Wohnquartier», betont der Jagdaufseher. Unterschlupfmöglichkeiten, etwa unter Garagen, sollten nach Möglichkeit ebenfalls verschlossen werden. Wer doch einen Fuchsbau auf seinem Grundstück entdeckt, sollte die Jagdaufsicht verständigen. Diese wird versuchen, das Tier mit einer Falle einzufangen.
Michael Lux