Am Dienstag, dem 18. November, habe ich mit grossem Erstaunen in dieser Zeitung gelesen, dass die Altpapierund Kartonsammlung zum letzten Mal von den Jugendlichen der Oberstufe durchgeführt wurde, und ich fragte mich, warum diese Tradition abgeschafft werden muss? Immer wieder konnte ich ...
Am Dienstag, dem 18. November, habe ich mit grossem Erstaunen in dieser Zeitung gelesen, dass die Altpapierund Kartonsammlung zum letzten Mal von den Jugendlichen der Oberstufe durchgeführt wurde, und ich fragte mich, warum diese Tradition abgeschafft werden muss? Immer wieder konnte ich beim Sammelplatz beobachten, mit wieviel Eifer und sichtlichem Spass die Schülerinnen und Schüler die angekommenen Bündel in die Container beförderten.
Von wem wurde dieser absolut antipädagogische Entscheid über die Köpfe der Jugendlichen hinweg gefällt? Die Initiative kam nicht von der Schule. Diese hat sich einfach nicht gross dagegen gewehrt, weil der Erlös aus der Sammelaktion in den letzten Jahren kleiner geworden ist. «Die Gemeinde hat aus Sicherheitsgründen diesen Beschluss gefasst», steht zu lesen. Dieses Argument scheint mir vorgeschoben und es ist erst noch kontraproduktiv. «Sicherheit» ist eine Erfindung des Menschen und schlicht eine illusionäre Hoffnung. «Es sei ein Wunder, dass nie etwas passiert ist», wird zitiert. Für mich ist das kein Wunder, für mich zeugt das von einem verantwortungsbewussten Handeln aller Beteiligten. Und wie Kinder und Jugendliche lernen, mit Gefahren umzugehen, lernen sie nicht, indem man sie von den Gefahren fernhält. Nachzulesen in den Dialogen von Ronja Räubertochters Eltern. Und ist das Sammeln anderer Leute Abfall nicht auch eine Art Umwelterziehung und Litteringprophylaxe?
Stecken finanzielle Gründe dahinter? Hatte die Gemeinde wiederkehrende Auslagen durch die Sammelaktion, und nun bezahlt ein professioneller Anbieter der Gemeinde einen Beitrag, damit er unser Altpapier sammeln und weiterverkaufen darf?
Ich bin alles andere als ein Nostalgiker, der mit der Hellebarde bewaffnet versucht, Veränderungen zu verhindern, aber hier wird den Jugendlichen etwas weggenommen, was man als «lustvollen service citoyen» bezeichnen könnte. Und das finde ich, milde ausgedrückt, schlicht unüberlegt und kurzsichtig.
Urs Weber, Scheunengasse, Mellingen