Sie schaute genau hin, war aber nie kleinlich
19.12.2025 NiederwilIm Rückblick erzählt Frau Vizeammann Cornelia Stutz von Höhepunkten, Herausforderungen, einem Fotokurs und ihrem Grosi-Dasein
Noch bleibt einiges zu tun. Nach zwölf Jahren im Gemeinderat gibt Cornelia Stutz ihre Ressorts an die Neuen weiter. Sie blickt zurück und ...
Im Rückblick erzählt Frau Vizeammann Cornelia Stutz von Höhepunkten, Herausforderungen, einem Fotokurs und ihrem Grosi-Dasein
Noch bleibt einiges zu tun. Nach zwölf Jahren im Gemeinderat gibt Cornelia Stutz ihre Ressorts an die Neuen weiter. Sie blickt zurück und erzählt, warum «ohne Kompromisse gar nichts geht».
So richtig besinnlich geht es bei Cornelia Stutz noch nicht zu und her. Obwohl Weihnachten vor der Türe steht. Es ist Montag, der 15. Dezember. Wir sitzen im Restaurant Sole Mio. Bewusst entschied sich die Gemeinderätin für dieses Restaurant, beim letzten Zeitungs-Interview sei es ein anderes gewesen. «Die Restaurants sind für das Dorf und die Vereine sehr wichtig», betont sie. Und die Vereine wiederum beleben das Dorf.
Frau Vizeammann Cornelia Stutz hat das Ressort Bildung ihrem Nachfolger Manuel Stoop bereits übergeben. Auch die Übergabe von «Kultur, Sport, Freizeit und Vereine» an Nina Haas dürfte mittlerweile abgeschlossen sein. An diesem Montagabend hatte Stutz ihre letzte Gemeinderatssitzung erlebt – genauso wie auch Gemeinderat Daniel Pietsch, der nach acht Jahren zurücktritt. «Traditionsgemäss beginnt die letzte Sitzung im Jahr für uns alle etwas früher als üblich», sagt sie. «Bereits am Nachmittag. Danach besichtigen wir mit dem Verwaltungskader ein Unternehmen in der Region und abends essen wir gemeinsam.»
Die bisherigen Ratsmitglieder Norbert Ender, Martina Balmer und Lukas Vock werden im Januar mit den Neuen Nina Haas und Manuel Stoop die kommunalen Aufgaben für die nächsten vier Jahre anpacken.
Auf Anhieb in Gemeinderat gewählt
Cornelia Stutz hingegen blickt zurück auf zwölf Jahre Gemeindepolitik. Sie lächelt, wirkt entspannt.
Zur Politik sei sie wegen ihrer Söhne gekommen, sagt die 60-Jährige. Zwei seien bereits in jungen Jahren politisch interessiert gewesen. Sie selbst sympathisierte immer mit der Mitte, damals noch CVP, und trat dann auch in die Partei ein. Als die Eidgenössisch diplomierte Bankfachfrau nach einer Familienpause eigentlich wieder in den Beruf einsteigen wollte, kam gleichzeitig die Anfrage, als Gemeinderätin zu kandidieren. Es reizte sie. Als einzige Kandidatin, gut vernetzt im Dorf und in mehreren Vereinen engagiert, wurde Cornelia Stutz auf Anhieb gewählt.
Die Bedeutung von Kompromissen
Die ersten acht Jahre kümmerte sich die dreifache Mutter um das Ressort Soziales. Von einem «angenehmen Ressort» spricht Cornelia Stutz. Dabei gelang etwa die Suche nach einer Asylunterkunft erst im zweiten Anlauf. Dennoch zählt sie auch die schwierige Diskussion rund um die Asylunterkunft, die schliesslich an der Hubelstrasse neu gebaut werden konnte, zu ihren politischen Erfolgsgeschichten. So, wie alle «Geschäfte, die man gut auf den Weg bringt». Martina Balmer, ihre Ressort-Nachfolgerin – Stutz wechselte 2022 ins Bildungsressort – konnte die Unterkunft schliesslich einweihen. «Wir mussten damals einen Konsens finden, verschiedene Bedürfnisse zusammenbringen und Mehrheiten generieren», sagt Cornelia Stutz, die überzeugt ist: «Ohne Kompromisse geht gar nichts.»
Als Sozialvorsteherin stiess sie ausserdem das «Fötzeli-Projekt» an: Asylsuchende und Sozialhilfebezüger konnten einige Stunden in der Woche helfen, sorglos weggeschmissenen Abfall einzusammeln. Sie erhielten dafür einen kleinen Lohn. Gleichzeitig konnten sie ihre Zuverlässigkeit unter Beweis stellen und so ihre Vermittlungschancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. «Dieses Projekt», so Stutz, «führte zu einigen Erfolgserlebnissen.»
«Das habe ich unterschätzt»
2022 wechselte sie ins Ressort Bildung. Den komplexen Systemwechsel nach der Abschaffung der Schulpflege wollte man keinem Neuen zumuten. Der Ressortwechsel erwies sich indes auch für Stutz als Herausforderung. Heute, vier Jahre später, sagt sie: «Das habe ich unterschätzt.» Zwar gebe es kantonale Richtlinien. «Dennoch musste ich mich intensiv einlesen.» Auch, weil ihr die sorgfältige Auseinandersetzung mit der Materie seit jeher wichtig war. Im Kollegium wurde das sehr geschätzt. An ihrer letzten Gemeindeversammlung am 3. Dezember verabschiedete Gemeindeammann Norbert Ender sie denn auch mit den Worten: «Du bist eine Gemeinderätin, wie man sie sich wünscht.» Sie habe stets genau hingeschaut und sei doch nie kleinlich gewesen.
Grosskind hüten und fotografieren
Stutz selbst hatte an der Winter-Gemeindeversammlung gesagt, sie habe sehr viel gelernt. «Es war sehr spannend und bereichernd». Aber jetzt sei Zeit, sich zu verabschieden.
Langweilig wird es ihr bestimmt nicht. Die Geschenke, die sie von der Gemeinde erhielt, zeigen, wie Cornelia Stutz schon bald ihren Alltag verbringen wird. «Seit August bin ich Grosi», lacht sie. Sie erhielt einen Korb voll mit Baby-Spielsachen. Gemeindeammann Ender überreichte ihr zudem einen Gutschein für einen Fotokurs – auch dieser Leidenschaft wird sie künftig mehr Zeit widmen können.
Vieles ist gesagt. Mit den Gästen an den übrigen Tischen im «Sole mio» ist Cornelia Stutz per Du. Sie wechselt ein paar Worte und verabschiedet sich mit einem herzlichen Lachen.
Heidi Hess

