Das Storchenpaar ist vorerst ohne Wohnsitz. Das Nest auf dem Kandelaber beim Gnadenthalerkreisel wurde entfernt
Eigentlich war nur eine Verkleinerung beim fast über 700 Kilogramm schweren Horst geplant. Doch bei den Arbeiten stürzte der Rest des Nestes in die Tiefe.
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Das Storchenpaar ist vorerst ohne Wohnsitz. Das Nest auf dem Kandelaber beim Gnadenthalerkreisel wurde entfernt
Eigentlich war nur eine Verkleinerung beim fast über 700 Kilogramm schweren Horst geplant. Doch bei den Arbeiten stürzte der Rest des Nestes in die Tiefe.
Es herrschte bestes Wetter, als die Werkhofmitarbeiter des Kantons am Donnerstagmorgen eintrafen. Ihre Mission beim Gnadenthaler Kreisel: den Storchenhorst zu verkleinern. Noch ahnte das Storchenpaar, das seit 2020 auf dem Kandelaber nistet, nichts. Es liess sich bis zehn Uhr nicht blicken. Doch kaum hob der Korb des mobilen Hebekrans mit Margrith Enggist, von Storch Schweiz und Urs Gehrig, Teamleiter Werkhof Wohlen, ab, flog das Storchenpaar auf ihren imposanten Horst. Sie wichen erst, als der Korb wenige Meter entfernt war. Von einer nahe gelegenen Wiese sahen sie zu, wie ihrem kunstvoll errichteten Nest mit einer Mistgabel zu Leibe gerückt wurde. «Wegen der Verkehrssicherheit muss zuweilen der Horst etwas verkleinert werden», sagt Ivan Burkart, Strassenmeister beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt. «Am Ende des Tages geht es aber immer auch um das Tierwohl.» Deshalb war bei der Aktion Margrith Enggist von «Storch Schweiz» mit von der Partie.
Bereits 2021 Nest abgeräumt
Die Störche, welche auf dem Gnadenthalerkreisel ihren Wohnsitz haben, finden bei der Bevölkerung Beachtung. Der Kreisel ist bei vielen inzwischen als «Storchenkreisel» bekannt. Das letzte Mal wurde das Nest 2021 vom AEW entfernt. Bereits damals gingen viele Anrufe von besorgten Bürgerinnen und Bürgern bei der Gemeindeverwaltung Niederwil und beim «Reussbote» ein. Bereits damals wiesen die Verantwortlichen darauf hin, dass aus Sicherheitsgründen die Aktion stattfand und die Störche ihren Horst wieder aufbauen würden, da sie nesttreu seien. Das war dann auch so. Bereits im Folgejahr war der Horst wieder aufgebaut, Jungstörche wurden erfolgreich aufgezogen. Inzwischen ist der Kandelaber ausser Betrieb und dient nur noch als Brutgelegenheit für die Störche.
Grasbüschel gab den Ausschlag
Weshalb kam es zur Aktion? Bei der Organisation «Storch Schweiz» gingen gemäss Margrith Enggist diverse Anrufe von besorgten Bürgerinnen und Bürgern ein. Diesen war aufgefallen, dass sich im Horst seit den Sommermonaten ein grosses Grasbüschel ausbreitete. «Sie befürchteten, dass das Storchenpaar zu wenig Platz hat und fragten nach, ob das Gras nicht entfernt werden könne», führt Enggist aus. Der Grasbüschel gab dann auch den Anlass, gleich den ganzen Horst zu verkleinern, um so den Mast vom schweren Gewicht des Horstes zu entlasten. Storch Schweiz setzte sich dafür mit dem Departement für Jagd und Fischerei in Verbindung. Dieses musste eine Bewilligung erteilen, damit der Werkdienst des Kantons die Arbeiten am Donnerstagmorgen ausführen durfte. Storchenmutter Margrith Enggist gab vor Ort die Anweisung, wie viel Material vom Horst entfernt werden soll. Werkdienstleiter Urs Gehrig trug daraufhin in schwindelerregender Höhe mit einer Mistgabel Schicht um Schicht ab. Per Handyfoto informierte er über den Zwischenstand. Margrith Enggist fand, dass noch mehr abgetragen werden könne, damit die Störche nicht so schnell wieder durch Verkleinerungsmassnahmen gestört werden. Doch das war dann eine Mistgabel zu viel – der Rest des Nistmaterials stürzte in die Tiefe. Enggist gibt Entwarnung. Vielleicht habe die ungewollte Nestentfernung sogar etwas Gutes. Da das Storchenpaar die letzten beiden Jahre keinen Bruterfolg hatte, sei vielleicht das alte Nistmaterial zu nass gewesen. Ein Neuaufbau könne da durchaus zum künftigen Bruterfolg wieder beitragen.
Debora Gattlen