Die Theaterfreunde führten ihre schwarze Komödie drei Mal auf – das Publikum amüsierte sich köstlich
Seit Juli wurde im Dorf intensiv geprobt. Letzte Woche war das Ergebnis der Arbeit zu sehen. Wie gewohnt, brachten die Theaterfreunde Niederwil ihr Publikum zum ...
Die Theaterfreunde führten ihre schwarze Komödie drei Mal auf – das Publikum amüsierte sich köstlich
Seit Juli wurde im Dorf intensiv geprobt. Letzte Woche war das Ergebnis der Arbeit zu sehen. Wie gewohnt, brachten die Theaterfreunde Niederwil ihr Publikum zum Lachen und Schmunzeln.
Eigentlich müsste man meinen, dass Bestatter ein höchst krisensicheres Geschäft ist. Gestorben wird immer. Aber im Unternehmen Späck läuft es gerade schlecht, droht wegen finanzieller Probleme die Pfändung. «Es stirbt einfach niemand mehr», jammert Inhaber Guido Späck. Da nützt auch das Firmenmotto nichts: «Wer zu uns kommt, hat das Gröbste hinter sich.» Da kommt der Tod von Fabrikant Leo Kemp wie gerufen. Dies umso mehr, als seine Frau eine Beerdigung vom Feinsten wünscht. Guidos Frau Lisa sieht den Geldregen schon vor sich. Doch das grosse Geschäft hat einen Haken. Der vermeintlich Tote ist gar nicht tot, sondern möchte nur ganz unauffällig verschwinden – was den Bestatter in ein moralisches Dilemma bringt. Schliesslich ist er ein «ehrenwerter Bürger von Niederwil» und bangt um seinen Ruf. Andererseits sind da die Besuche des Betreibungsbeamten, die nur mit List und Tücke abgewehrt werden können. Also lässt sich Guido Späck auf den Deal ein. Und bereut es schon kurze Zeit später.
Wenn plötzlich eine Leiche fehlt
Denn der vermeintlich Tote tut sich schwer, nur mal eine Minute ruhig zu bleiben. Und plötzlich tauchen nicht nur eine, sondern gleich zwei ehemalige Geliebte von ihm auf. «Ich hatte verhältnismässig viele Verhältnisse», muss Kemp gestehen. Für Chaos und Lacher sorgen auch das Gothic-Pärchen, welches den Tod «so geil» findet, und der treue Assistent Kemps, der plötzlich mit dessen Geliebter anbandelt. Doch richtig turbulent wird es im Bestattungsinstitut, als der vermeintlich Tote über Nacht plötzlich verschwindet. Die Geschichte bietet viele komische Wortspiele und schräge Rollen sowie die in Komödien üblichen Verwechslungen und Verwirrungen. Dem Thema angepasst sind etliche makabere Witze dabei, wird schon mal zum Todesfall gratuliert statt kondoliert und es gibt viele Witze rund um den Tod. Der Drei-Akter braucht zwar eine Zeit, bis er in Fahrt kommt, doch nach dem ersten, gemächlichen Akt wird es ganz schön turbulent im Bestattungsinstitut, dem einzigen Schauplatz. Und wie die Story selber kommen auch die Schauspieler immer besser mit ihren Rollen zurecht und gewinnen mit der Zeit an Sicherheit.
Viele schräge Figuren
Das makabere Setting bietet viele Möglichkeiten zum Glänzen. Zum Publikumsliebling avanciert Leo Kemp (gespielt von Michi Hess), der schnell merkt, dass tot sein gar nicht so einfach ist – vor allem, wenn dauernd über ihn geredet wird. Mit seiner Mimik, Gestik und seinen Sprüchen sorgt er für viele Lacher. Schräg und mutig auch der Auftritt von Thomas Zurkinden, der als gestandener Mann das junge Gothic-Mädchen Morgana spielt und dies so überdreht tut, dass man aus dem Schmunzeln nicht herauskommt. Köstlich auch die Auftritte von Sabine Notter als eine der zwei Geliebten, welche nur noch verheiratet ist, weil die schlechte Ehe Pfunde purzeln lässt – und sich erst scheiden lassen will, wenn sie das Traumgewicht hat.
Richtig gefordert wird auf der Bühne das Bestatter-Paar Guido und Lisa Späck (Markus Beeler und Jolanda Schmid), welches sich durch das Abenteuer wieder näherkommt, während Bruder Paul (Andreas Mordasini) lieber mit Morgana und der Gothic-Szene schäkert, als zu arbeiten. Ludwig Heller (Markus Humbel), der treue Assistent des Fabrikanten, versucht, zu retten, was zu retten ist, während die zweite Geliebte Eulalia (Janine Steger) ein Geheimnis unter ihrem dicken Mantel verbirgt. Die vermeintliche Witwe Rosalia (Agnes Tempini) durchlebt auf der Bühne diverse Stimmungsschwankungen – von der Trauer über den Tod ihres Mannes bis zur Wut über seine Fehltritte. Und der Betreibungsbeamte Anton Schlumpf (Peter Albisser) taucht stets im falschen Moment auf und geht aufgrund der vielen Schreckmomente eine innige Beziehung mit einer Flasche Rum ein. Das Premierenpublikum zeigte sich begeistert. Und die Truppe war erleichtert, dass das neue Stück, das am Freitag und Samstag nochmals aufgeführt wurde, so gut ankam. «Das grösste Problem war es», so Sabine Notter, «das Stück aus dem Berndeutschen in den Freiämter Dialekt zu übersetzen.» Hilfe bei der Inszenierung gabs durch Marcel Forrer, der die letzten Proben fachmännisch begleitete. Und natürlich wurde das Publikum vor, während und nach der Aufführung perfekt bewirtet. (wa)