Kürzlich eröffnete Altmetall-Künstler Paul Conrad seine traditionelle Winterausstellung im ehemaligen Milchhüsli in Sulz
Schrott? Gibt es nicht für Paul Conrad. Er erkennt in ausrangierten Alltagsgegenständen fabelhafte, oder tierische Gestalten, manchmal ...
Kürzlich eröffnete Altmetall-Künstler Paul Conrad seine traditionelle Winterausstellung im ehemaligen Milchhüsli in Sulz
Schrott? Gibt es nicht für Paul Conrad. Er erkennt in ausrangierten Alltagsgegenständen fabelhafte, oder tierische Gestalten, manchmal auch Autos oder Fluggeräte. Er schraubt, schweisst und nietet, bis sich die Form auch dem neugierigen Betrachter erschliesst.
Das Milchhüsli in Künten-Sulz ist bevölkert von allerlei Gestalten: Schafe, Kühe, Papageien ohne Federkleid, Taschenlampen-Männli, Roboter und vieles mehr. Erst bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, woraus sie tatsächlich gemacht sind. Die Schafe sind beispielsweise alte Heizkörper, deren Köpfe alte Feilkolben. Eine Kuhglocke mit angeschraubten Türgriffen verwandelt sich in einen Miniatur-Wiederkäuer und an der Wand hängen Hirschköpfe mit Geweihen aus rostigen Ketten und Spitzen von früheren Mähbalken. Wie dem unbedarften Journalisten gehe es vielen, erzählt Paul Conrad: «Ich finde es noch herzig, egal ob Kinder oder Erwachsene: Wenn sie reinkommen sind sie immer zuerst am Schauen, welche Teile sie erkennen», erzählt er. Der Künstler macht es umgekehrt, lässt sich für seine Werke von den Gegenständen selbst inspirieren, die er mal geschenkt bekommt, mal im Internet findet oder aus der Altmetallmulde fischt. Auch ausrangierte Geräte wie gusseiserne Nähmaschinen oder alte Diaprojektoren aus den 1920er-Jahren mit ihren schönen, eleganten Chromteilen haben es ihm angetan.
Von Berufswegen kreativ
Da kommt der Kreative zum Vorschein. Hauptberuflich ist Conrad nämlich Architektur- und Prototypenmodellbauer – und als solcher natürlich ebenfalls kreativ. Er baut Kaffeemaschinen oder Zug- und Flugzeugmodelle, etwa für Stadler Rail oder die Pilatus-Flugzeugwerke. Dabei müsse allerdings alles bis aufs letzte Hundertstel genau stimmen, erklärt der 52-Jährige, der mit seiner Frau und den beiden Söhnen in Remetschwil wohnt. «Hier bin ich frei, es muss nur für mich stimmen», sagt er zu seiner Metall-Kunst.
Vom Autoschrauber zum Künstler
Angefangen hat das alles jedoch in der heimischen Garage – und mit einem anderen nach wie vor geliebten Hobby. In seiner Freizeit schraubt Conrad gerne an seinem VW Bus (T2) oder seinem Willys-Jeep herum. «Ich wollte die übrig gebliebenen Teile nicht einfach wegwerfen», erinnert er sich. So entstand 2002 die Idee, aus den kaputten Autoteilen etwas Neues zu erschaffen. Seine bevorzugte Technik ist dabei das Schweissen von Metallteilen aller Art. Es wird aber auch gelötet, geschraubt oder genietet.
Auch Holzelemente kommen bei Bedarf zum Einsatz. Die Schnäbel der ausgestellten Vögel seien beispielsweise aus Tablaren des mittlerweile geschlossenen Schuhhauses Borner in Bremgarten gemacht, erzählt Conrad, der – ermutigt von seinem Freundeskreis – seit 2007 seine Unikate auch öffentlich präsentiert. Jeweils im Frühjahr und Winter stellt er eine neue Ausstellung aus seinen Unikaten zusammen. Am vergangenen Wochenende eröffnete die aktuelle Winterausstellung im Milchhüsli, die noch bis Ende Februar zu sehen ist. Diese ist jeden ersten Samstag im Monat geöffnet, kann aber auch auf Anmeldung besichtigt werden.
Michael Lux
Infos: conrad-design.ch