Yannik Wiget tritt ein grosses Erbe an
19.04.2025 Sport, FussballYannik Wiget übernimmt beim Aargauer Fussballverband das Ressort Kinderfussball und löst Markus Dort ab
Im Sommer übernimmt Yannik Wiget aus Nesselnbach beim AFV die Zuständigkeit für den Kinderfussball von Markus Dort.
Yannik Wiget kennt man im Reusstal. ...
Yannik Wiget übernimmt beim Aargauer Fussballverband das Ressort Kinderfussball und löst Markus Dort ab
Im Sommer übernimmt Yannik Wiget aus Nesselnbach beim AFV die Zuständigkeit für den Kinderfussball von Markus Dort.
Yannik Wiget kennt man im Reusstal. Als sechsjähriger Bub zog er mit den Eltern von Bern nach Mellingen, wo er beim FC Mellingen mit Fussball anfing. Nach zwei Jahren bei Mellingen wurde er beim Aarau Master im Schachen von GCZ entdeckt. Es folgten zwei Jahre bei GCZ und anschliessend U16 bis U21 bei Wohlen und Aarau. Zu diesem Zeitpunkt hatte Yannik bereits mehrmals mit der 1. Mannschaft des FC Wohlen unter Ciriaco Sforza und Martin Rueda trainiert. «Das waren natürlich tolle Erfahrungen für einen 17-Jährigen», sagt Wiget, der die Sport-Kanti an der Alten Kantonsschule in Aarau besuchte, um mehr Zeit für die Trainings zu haben. Das traf sich gut, weil just zu diesem Zeitpunkt, 2017, Wigets U21-Trainer Ranko Jakovljevic neuer Trainer des Challenge-League-Vereins Wohlen wurde und seinen Schützling mitnahm. «Das ist das bisherige Highlight meiner Karriere», sagt Yannik Wiget, obwohl er zum einen nicht sehr viele Einsätze auf Challenge-League-Niveau hatte und Wohlen zum anderen dann auch bald in die 1. Liga Promotion abstieg. «Da habe ich dann recht viel gespielt, das tat meiner Motivation gut», erinnert sich Wiget an eine nicht nur einfache, aber sehr lehrreiche Zeit.
Die Sinnfrage
«Irgendwann fragte ich mich: Lohnt sich das?» Yannik Wiget hatte einen grossen Teil seiner Kinder- und Jugendjahre auf Fussballplätzen verbracht und gesehen, wie nah Erfolg und Misserfolg, Träume und Frust beieinander liegen. Er entschied sich für ein Studium.
Aber natürlich nicht für irgendeines: An der Universität Bern belegte er Sportwissenschaften im Haupt- und Betriebswirtschaftslehre im Nebenfach: «Als ich mit dem Studium begann, dachte ich, ich würde nie Sportlehrer werden. Eher wollte ich zu einem Sportverband, etwas im Bereich Sportmanagement machen.» Zu Beginn seines Studiums in Bern hatte Wiget nach Schöftland in die 2. Liga Inter gewechselt. Während dem Masterstudiengang wollte er es im Fussball «noch einmal wissen»: Er ging zu Muri und spielte dort zwei Jahre lang in der 1. Liga classic. Doch dann beschloss Wiget, er wolle nun endlich ein wenig mehr Zeit für anderes haben: für Golf zum Beispiel, für Padel-Tennis – und natürlich für die Familie. Da er seine Masterarbeit mit dem Titel «Ehrenamtliches Engagement von Eltern in Fussballvereinen» in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Fussballverband geschrieben und diese auch dem Aargauer Fussballverband geschickt hatte, lag es nahe, dass sein früherer Stützpunkttrainer Karl-Heinz Born, Leiter der Technischen Kommission beim AFV, die Idee gut fand, dass der 28-jährige Yannik Wiget die Nachfolge des langjährigen Kinderfussball-Verantwortlichen Markus Dort übernehmen würde (der «Reussbote» berichtete).
Ein grosses Erbe
Heute arbeitet Yannik Wiget hauptberuflich als Sportlehrer. Im Moment unterrichtet er Primarschülerinnen und -schüler in Fislisbach. Im Sommer wechselt er nach Muri, wo er mehrere Oberstufenklassen übernehmen kann. Da Yannik Wiget im Sommer das Diplom für die Sekundarstufe 2, also Kantonsschulen oder Berufsschulen, besitzt, ist es langfristig sein Ziel, auf dieser Stufe zu unterrichten. Gleichzeitig übernimmt er die neue Aufgabe beim AFV – ein kleines Pensum auf dem Papier, aber ein grosses Erbe. «Markus Dort hat mir schon gesagt, ich solle die Aufgabe nicht unterschätzen», sagt Wiget – und das hat er auch nicht vor. Dennoch ist er dankbar, dass sein Vorgänger alles perfekt aufgegleist hat. Denn gerade im Bereich der «Play more Football»-Turniere, die es dank Markus Dort gibt, ist im Aargau viel los. «Der Aargau ist sicher einer derjenigen Kantone, die schweizweit am weitesten sind. Das ist ganz klar Markus Dort zu verdanken.» Yannik Wiget hat viel Erfahrung als Junioren-Trainer und weiss, dass man im Sport den Mittelweg zwischen Motivation und Leistungsdruck finden muss. «Ich habe als Juniorentrainer gesehen, was blinder Ehrgeiz der Eltern anrichten kann und dass die Leistung junger Sportler halt manchmal eine Achterbahnfahrt ist», sagt er.
Die Arbeit mit Kindern liebt er: «Es kommt immer etwas zurück. Und es ist natürlich schön, wenn die Junioren oder Juniorinnen dann auch meine Spiele schauen kommen.» Auch beim Mädchenfussball möchte sich Wiget engagieren. «Es geht in die richtige Richtung. Gerade die neuen Ausbildungen, die sich speziell an Trainerinnen richten, helfen da sehr. Ich möchte das absolut unterstützen.» Und dann sind natürlich die fehlende Infrastruktur und auch der Trainermangel Themen. «Es gibt Wartelisten. Viele Kinder, die gern Fussball spielen würden, kommen gar nicht in die Clubs. Das ist natürlich extrem schade.» Was braucht es denn? Die Antwort kommt postwendend: «Wir brauchen einfach mehr Plätze. Und wir müssen auf die Eltern zugehen, damit wir genügend Trainerinnen und Trainer haben.»
Susanne Loacker