Zwei Trockensteinmauern für Reptilien
25.07.2025 BirmenstorfIm Gebiet Eggli wird eine alte Trockensteinmauer ersetzt. Die Mauern passen perfekt an den Standort
Der Weinanbau hat bis heute in Birmenstorf Tradition. Auch im Gebiet Eggli wurde Wein angebaut, bis vor 100 Jahren die Reblaus dem ein Ende bereitete. Ein Relikt aus dieser Zeit ist eine ...
Im Gebiet Eggli wird eine alte Trockensteinmauer ersetzt. Die Mauern passen perfekt an den Standort
Der Weinanbau hat bis heute in Birmenstorf Tradition. Auch im Gebiet Eggli wurde Wein angebaut, bis vor 100 Jahren die Reblaus dem ein Ende bereitete. Ein Relikt aus dieser Zeit ist eine Trockensteinmauer. Sie wird nun ersetzt.
Das Gebiet Eggli (Parzelle 264) wurde früher für den Rebbau genutzt. Auf der historischen Siegfriedkarte von 1880 bis 1940 wird ersichtlich, dass damals ein Teil der Parzelle ein Rebberg war. Der Rebberg im Gebiet Eggli wurde, wie viele Aargauer Rebberge, um 1900 aufgegeben. Damals machte die Reblaus den Reben den Garaus. Bis heute sind im östlichen Bereich der Parzelle Überreste einer Trockenmauer zu sehen. Die Mauer stammt wohl von der damaligen Terrassierung des Rebbergs. In unmittelbarer Nähe der Parzelle befindet sich die grosse noch aktiv genutzte Rebbauzone von Birmenstorf. Ökologisch gesehen sind Weinanbaugebiete interessant, da in den strukturreichen Rebbergen nahezu alle einheimischen Reptilienarten angetroffen werden. In Birmenstorf kommen auch die auf der roten Liste stehenden Zauneidechsen, Barrenringelnatter, Schlingnatter sowie Mauereidechsen und Blindschleichen vor. Trockensteinmauern in den Rebbergen sind für sie besonders wertvoll. Sie bieten ihnen Nahrung und Lebensraum.
Zwei Trockensteinmauern geplant
Im Gebiet Eggli wird nun mit der Erstellung von zwei neuen Trockensteinmauern der Lebensraum der Reptilien erweitert. Das Baugesuch liegt noch bis heute, 25. Juli, öffentlich auf der Gemeindekanzlei auf.
Die Überreste der alten Trockensteinmauer werden zurückgebaut. Die Pro Natura Aargau plant an gleicher Stelle zwei neue Trockensteinmauern. Die untere Mauer wird eine Höhe von 0,9 Meter und eine Länge von 35 Meter aufweisen. Die obere Mauer wird in einem Abstand von fünf Metern zurückversetzt gebaut. Sie weist eine Höhe von 0,75 und eine Länge von 30 Metern auf. Für die beiden Trockensteinmauern werden 70 Tonnen Kalksteine benötigt. Der Transport der Steine erfolgt über die Wiese und ausschliesslich bei abgetrockneten und tragfähigen Bodenverhältnissen, entlang der Mauer mit Kleinbagger und Dumper.
Die Zufahrt erfolgt über die Rieterestrasse und den Rietereweg. Für Material und Maschinen wird im westlichen Bereich der Parzelle ein Installationsplatz mit einem Kiesbelag von circa 100 Quadratmetern eingerichtet oder alternativ am Rietereweg bei der Ausweichstelle auf der Parzelle 744, die der Einwohnergemeinde Birmenstorf gehört. Die Nutzung der Strasse für Passanten und Fahrzeuge ist während den Arbeiten gewährleistet. «Die beiden Trockensteinmauern bieten Reptilien einen perfekten Lebensraum. Sie können sich sonnen, Insekten jagen, die sich zwischen den Steinmauern niederlassen, und sie finden einen Platz zum Überwintern», führt Noah Meier, Projektverfasser der Trockensteinmauer von der Creanatira GmbH aus. Die Baukosten für das Projekt werden auf 120 000 Franken geschätzt. Die Ausführung soll 2025/2026 stattfinden.
Aufwertungen für Hecke und Co.
Die typische Rebbergflora mit Zwiebelund einjährigen Pflanzen, wie der Milchstern, sind heute nördlich der Alpen stark bedroht. Auf der Fläche zwischen den zwei Trockenmauern soll deshalb durch eine Ansaat und angepasster Pflege die Entstehung einer Pionier- und Rebbergflora gefördert werden.
Die auf der Parzelle vorhandene Hecke weist mehrheitlich einheimische und unterschiedliche Baum- und Straucharten auf. Um deren ökologischen Wert zu erhöhen, wird dies mit einem geeigneten Unterhalt reguliert. Der bestehende Maschendrahtzaun wird entfernt, damit Wildtiere künftig Zutritt haben. Neu wird eine Hecke mit Büschen und Asthaufen sowie Stein- und Sandlinsen angelegt. Dies bietet weitere Versteck- und Sonnenplätze und Überwinterungsmöglichkeiten für Reptilien, Amphibien und Kleinsäuger. Mit den Sandlinsen werden zusätzlich bodenbrütende Insekten gefördert.
Um der Verbuschung der bestehenden Magerwiese vorzubeugen, wird sie künftig mehrmals im Jahr gemäht. Auf der Parzelle stehen zudem Obsthochstämme, welche ebenfalls einen wertvollen Lebensraum für Vögel und Insekten bieten. «Die Trockensteinmauern passen perfekt an den Standort und werten die bestehende Landschaft auf», sagt Matthias Betsche, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau.
Debora Gattlen