Sie dauert den ganzen Monat Januar an. Und sie zeigt eine Video-Serie über die Turnshows der letzten 25 Jahre

Rund 2000 Zuschauer strömen jeweils Anfang des Jahres in die Hinterbächli-Turnhalle, um sich die dreimal aufgeführte Turnshow anzusehen. Dieses Jahr musste die Show wegen der Pandemie ausfallen. Das hindert die kreativen TSVler aber nicht, dennoch eine Turnshow auf die Beine zu stellen. Und was für eine! Sie haben Schutzkonzepte entwickelt, gekämpft und sich immer wieder den neuesten Reglementen aus Bern und Aarau angepasst. Am Ende hat alles nichts genützt. Der Turnsport findet zurzeit ebenso wenig wie andere Sportarten statt. Sich nicht gemeinsam sportlich betätigen zu können ist nur die eine Seite dieses Lockdowns, der zwar «nur» als «Lockdown light» verkauft wird, in Wahrheit aber ein totales Verbot für den Mannschaftssport darstellt, also auch ein Sport-Lockdown ist. Der Vereinsvorstand, mit Präsident Pascal Heusler an der Spitze, hat sich zwar lang und breit überlegt, ob es irgendwelche Alternativen geben könnte. Am Ende mussten sie sich eingestehen, dass eine Turnshow vom Publikum lebt. Eine Alternative zu einer realen Turnshow auf der Hinterbächli-Bühne konnte es nicht geben.

Empfindliche Einnahmeverluste
Für alle Turnvereine sind Turnshows ein wesentlicher Einnahmeposten. Das Wegfallen der Shows reisst empfindliche Löcher in die Vereinskassen. Auch wenn Bundesrätin Viola Amherd schon früh ein Hundert-Millionen-Franken-Hilfspaket für den Sport geschnürt hat ... mehr als eine medienwirksame Ankündigung war es nicht. Bei den einzelnen Vereinen kam jedenfalls noch nichts an. Sie müssen den Schaden schon selbst tragen.
Wenn das so ist, sagten sich die kreativen Köpfe beim TSV Rohrdorf, müssen wir uns was einfallen lassen. Das Resultat des Brainstormings lässt sich sehen. Der TSV Rohrdorf präsentiert nicht weniger als die «längste Turnshow der Welt». Wenn schon, denn schon – und die TSVler halten Wort. Ihre Turnshow dauert einen ganzen Monat lang. Und sie wird wohl im Netz auf ewige Zeiten überleben.
Zum Glück wurden die Rohrdorfer Turnshows der letzten 25 Jahre auf Video aufgezeichnet und archiviert. Maura Wyler, Kommunikationsverantwortliche im Vorstand des Vereins: «Es gibt Videomaterial von jeder Vorführung. Wir werden ab 2. Januar auf unseren Social Media-Kanälen regelmässig Ausschnitte zeigen.» Für viele wird es eine Reise in die Vergangenheit werden. Kinder, die heute selbst turnen, werden sehen, wie ihre Eltern als Kinder geturnt haben. Und die Eltern der Kinder werden ihre Eltern sehen.»

25 Jahre Rohrdorfer Turngeschichte
Vereinspräsident Pascal Heusler sagt: «Es ist ein aufwendiges Projekt. Wir haben zwar ein sehr gutes Archiv.» Dennoch sei es notwendig gewesen, manch ein Video zuerst zu digitalisieren. «Wir haben zum Glück Leute im Verein, die das können und auch wissen, wie Filme geschnitten werden», sagt Heusler. Die Auswahl der Filmausschnitte hat das Projektteam den verschiedenen Riegen überlassen. Heusler: «Wir wollten, dass jede Gruppe einmal vorkommt, wie das auch in einer normalen Turnshow der Fall wäre.»
Doch das Projektteam ging noch weiter und wollte die Reise in die Vergangenheit einfangen. So werden Familien-Ausschnitte von früher vorgespielt, und die entsprechenden Reaktionen gefilmt. So entstand Stück für Stück ein lebendiger Rückblick auf 25 Jahre Turngeschichte beim TSV Rohrdorf. «Natürlich kann das Projekt eine echte Turnshow nicht ersetzen», sagt Maura Wyler. «Aber es ist etwas, das viel Freude machen kann.»

Hier gehts zur längsten Turnshow
Die «längste Turnshow der Welt» ist seit dem 2. Januar dieses Jahres auf Facebook, Youtube und Instgram zu bestaunen.
Weitere Infos gibt es auf der Webseite tsvrohrdorf.ch, sowie auf den Social Media-Kanälen Facebook: TSV Rohrdorf; Instagram: tsvrohrdorf_5452 und Youtube: tsvrohrdorf.

Beat Gomes

Wer unterstützt das Projekt?

Wie bei der realen Turnshow können Sponsoren auch die längste Turnshow der Welt finanziell unterstützen.

Die Turnshow des TSV Rohrdorf ist nicht nur ein gesellschaftliches Ereignis. Sie hilft auch die Vereinskasse zu füllen. Ein Grossteil der Einnahmen wird mit der Festwirtschaft erzielt. Bei rund 2000 Besuchern kommt da ein substanzieller Batzen zusammen. Dieser Batzen fällt nun weg. Um wenigstens einen Teil des finanziellen Ausfalls zu kompensieren, sucht der TSV Sponsoren. Wer will, kann sich als Sponsor am Filmprojekt beteiligen. «Das steht aber nicht im Mittelpunkt. Wir sind als Verein gut aufgestellt und können ein Jahr überbrücken», sagt Präsident Pascal Heusler. «Natürlich freuen wir uns, wenn etwas zusammenkommt. Wir werden einen Teil der Einnahmen für einen guten Zweck spenden.»

Ab 250 Franken ist man dabei
Es werden 15 Videos erscheinen, von denen ein einzelnes oder mehrere gespondert werden können. Der TSV Rohrdorf hat seit Jahren eine starke Präsenz in den Sozialen Medien aufgebaut. Ein Sponsoring findet deshalb durchaus viel Beachtung. Denn die Zuschauerzahlen sind wesentlich höher als bei einer realen Turnshow. Ab 250 Franken ist man dabei. Eine gute Gelegenheit auch für Gewerbebetriebe, in die Werbung auf Social Media-Kanälen einzusteigen – und erst noch einen Verein zu unterstützen. (bg)