Marder macht den Mauerseglern zu schaffen
02.07.2021 Birmenstorf, Künten, Niederwil, MellingenDie Sommergäste sind an den meisten Orten zurück. Während drei Monaten brüten die Mauersegler hier
Er ist raffiniert. Kann senkrechte Wände hinaufklettern, auf dünnen Drähten balancieren und in enge Bruthöhlen kriechen. Der Marder setzt den ...
Die Sommergäste sind an den meisten Orten zurück. Während drei Monaten brüten die Mauersegler hier
Er ist raffiniert. Kann senkrechte Wände hinaufklettern, auf dünnen Drähten balancieren und in enge Bruthöhlen kriechen. Der Marder setzt den Mauerseglern zu. Elektrozäune schaffen Abhilfe, damit das Brutgeschäft läuft.
Die Freude war letztes Jahr gross. In Mellingen brütete in der künstlich aufgeschütteten Brutwand das erste Mal eine Kolonie Mauersegler. Dann passierte das Malheur. Ein Räuber plünderte die Höhlen und frass die Brut. Dieses Jahr mieden die zierlichen Vögel den Standort. Inzwischen spannte der Natur- und Vogelschutzverein Mellingen einen Elektrodraht vor die Wand, um die Höhlen zu schützen. Wer ist aber der ominöse Räuber? An der steilen Sandwand waren zwar Kratzspuren auszumachen, um welches Tier es sich handelt, konnte bisher nicht festgestellt werden.
In Stetten bei Müller Kiesbau bot sich dieses Jahr im Frühjahr das gleiche Bild. Ein Räuber plünderte die Bruthöhlen. Mitinhaber Ueli Müller holte sich unverzüglich bei Viktor Zimmermann, Städtli- und Tierfotograf, Unterstützung. Zimmermann rückte mit einer Fotofalle an. Und siehe da, der Übeltäter konnte ermittelt werden. Es handelte sich um einen Marder. «Der Marder ist äusserst clever», sagt Zimmermann. Müller montierte als Sofortmassnahme unmittelbar an die Wand einen Elektrozaun. Und der zeigte Wirkung. Bis anhin wurden keine weiteren Bruthöhlen zerstört. Bei Müller Kies brüten derzeit circa 500 Brutpaare. Die Brutwand ist 25 Meter lang und drei Meter hoch. Müller errichtete vor zehn Jahren als Erster in der Region eine künstliche Brutwand, nachdem er feststellte, dass in seiner Kiesgrube Mauersegler brüten wollten. Noch im selben Jahr akzeptierten die Vögel bereits die neue Behausung. Seither kehren sie jedes Jahr nach ihrem Winterausflug in Afrika nach Stetten zurück. Müller ist spezialisiert auf den Bau von Brutwänden für Mauersegler: «Wir verwenden einen feinen Sand. Er ist witterungsbeständig und trotzdem können die Vögel gut ihre Bruthöhlen darin graben.» Er errichtete auch die Brutwände in Mellingen und in Sulz.
Brut in künstlicher Wand in Sulz
Die letzten zwei Jahre blieb die künstlich aufgeschüttete Wand in Sulz unbewohnt. Dieses Jahr brüten nun das erste Mal Uferschwalben darin. Ein weiterer Erfolg für die auf der roten Liste stehende Vogelart. Bereits ein Jahr davor brüteten zum ersten Mal in Sulz Uferschwalben. Und das in einer natürlichen Wand einer Kiesgrube, der «Reussbote» berichtete. Sie sind auch dieses Jahr wieder zurückgekehrt. Circa 100 Bruthöhlen gruben sie in allen vier Kiesgrubenwänden. Weitere Standorte mit Kolonien gibt es in der Kiesgrube der Hubschmid AG in Nesselnbach. «Wir freuen uns, dass die bedrohten Vögel in unserer Kiesgrube Eichfeld in Tägerig brüten», sagt Geschäftsführer Hans Hubschmid. Die Kolonie sei etwas kleiner als sonst, da die Wand nach dem Abstechen im Frühjahr noch zu wenig fest war und einbrach. «Das nächste Jahr wird die Wand nach dem Abstechen wieder standfest sein», sagt Hubschmid.
In der Kiesgrube in Birmenstorf brütet bei der Firma Merz ebenfalls seit Jahren eine Kolonie Mauerschwalben. Für die bedrohten Vögel ist es wichtig, geeignete Brutplätze vorzufinden. Ihnen fehlt ihr früherer Brutplatz an den Flüssen. Da diese an vielen Orten nicht mehr ungehindert fliessen, brechen die Steilwände der Flussufer nicht genügend ab. Zudem gehen auch die Standorte in den Kiesgruben zurück. Um die Population zu erhalten und zu fördern, sind die Vögel auf künstliche Brutwände angewiesen.
Debora Gattlen


