Seit zehn Jahren stricken 16 Frauen für die Welt. Ihre Mützchen gehen nach Madagaskar, Schals und Socken nach Rumänien
Sie sind begabte Strickerinnen und mit viel Leidenschaft dabei: In dieser fröhlichen Runde entstehen Decken, Socken und Schals für Menschen, die ...
Seit zehn Jahren stricken 16 Frauen für die Welt. Ihre Mützchen gehen nach Madagaskar, Schals und Socken nach Rumänien
Sie sind begabte Strickerinnen und mit viel Leidenschaft dabei: In dieser fröhlichen Runde entstehen Decken, Socken und Schals für Menschen, die sie nötig haben.
Nicht alle in diesem Raum wissen, wie man Socken strickt – mit Bund, Ferse und Käppli. Socken stricken macht auch nicht allen Spass. Aber Maschen aneinanderreihen, linke, rechte, farbenfrohe, das können sie alle. Und alle tun es gerne. Die 16 fröhlichen Strickerinnen im Pfarreizentrum in Künten wissen, warum sie sich einmal in der Woche am Nachmittag treffen. Sie haben Freude aneinander, an Gesprächen, während ihre Nadeln klappern und die Kaffeetasse mit einem Stück Kuchen vor ihnen steht. Und immer weiss eine einen Rat, wenn ein Strickmuster irgendwo hängen-, eine Nadel irgendwo steckenbleibt. Was die Socken betrifft, so hätten sie sogar mal einen Grundkurs organisiert, sagt Ursula Kreyenbühl aus Stetten. Eine, die einen solchen Kurs nicht braucht, weil sie ohnehin am liebsten Socken strickt, ist Trudi Zehnder: Für die Lismi-Gruppe strickt sie 120 Sockenpaare im Jahr – es geht ihr leicht von der Hand, sie ist schnell, auch bei Käppli und Ferse.
Auftrag für Aktion Weihnachtspäckli
Letztlich darf hier aber jede stricken, was sie will: An diesem Nachmittag sind es Mützchen und Mützen, Schals in vielen Farben, alles rechts gestrickt oder etwas komplexer im Patentmuster, am Wachsen ist auch ein weissblaues Bärchen zum Gernhaben. Die 16 Frauen stricken seit zehn Jahren in geselliger Runde, nennen sich «Lismi-Gruppe Chünte Stette».
Begonnen hat es mit den Mützchen für das «Projekt Madagaskar» im Jahr 2012. Ursula Kreyenbühl erzählt, wie sie damals ihre Tochter vermisste, die acht Monate lang in Madagaskar in einem medizinischen Zentrum als Apothekerin arbeitete. Sie habe gefragt, ob sie dort etwas benötigten. «Mützchen für Neugeborene», habe die Tochter geantwortet. Und Kreyenbühl begann zu stricken, blieb nicht lange alleine – strickte bald in der Gruppe. 6000 Mützchen für Madagaskar sind seither entstanden. Decken und Socken kamen hinzu. Sie werden inzwischen auch in Osteuropa oder in der Schweiz an die Berg- und die Winterhilfe sowie an das Netzwerk Asyl verschenkt. Sozusagen im Auftrag, stricken die Frauen seit einiger Zeit für die lokale «Aktion Weihnachtspäckli» am Rohrdorferberg (siehe untenstehender Artikel). «200 Mützen, Schals und Socken stricken wir für Schulkinder in Rumänien», sagt Kreyenbühl. Jedes Jahr werden andere Klassen beschenkt. Einmal im Jahr machen sie einen Ausflug, fahren zu einer Wollfabrik und kaufen Restwolle – was sie verstricken, bezahlen sie selbst. Vor über einer Woche feierten die fleissigen Strickerinnen ihr Jubiläum: Zum zehnjährigen Bestehen gab’s im Pfarreizentrum für die Frauen ein Raclette.
Heidi Hess
Die «Lismi-Gruppe» freut sich über Wolle, egal welcher Farbe. – Weitere Infos: u.kreyenbuehl@gmx.ch